Einige Begriffe kurz erklärt:

           

 


Ein ritterliches Turnier



Ringrennen am 18. Juni 1585 in Pempelfort

Das Turnier

Die mittelalterliche Turnierkultur kannte drei Formen des Turniers: Den eher friedlichen Buhurt, den Gruppenkampf mit scharfen oder stumpfen Waffen (Turnei) und den Einzelkampf mit der Lanze und dem Schwert (Tjost). Ursprünglicher Träger der Turniere war die Ritterschaft als zentrale Erscheinungsform der mittelalterlichen Sozialordnung.

Beim Turnei kämpften zwei Reitermannschaften auf einem kleinen Gelände mit stumpfen Lanzen gegeneinander. Die Mannschaft, der es im Kampf Ritter gegen Ritter gelang, die meisten Gegner vom Pferd zu stoßen, war Sieger.

Der Buhurt war ein Kampfspiel zwischen zwei Mannschaften gleicher Größe und Ausrüstung. Gekämpft wurde mit stumpfen Waffen, entweder hoch zu Ross, zu Fuß oder in einer Mischung dieser Angriffsvarianten. Die beiden Rittermannschaften wurden durch eine Art Losverfahren aus allen, an einem Turnier beteiligten Rittern zusammengestellt.

Die Königsdisziplin eines jeden Ritterturniers war die sogenannte Tjost. Zwei Ritter in voller Rüstung galoppierten in halsbrecherischer Geschwindigkeit aufeinander zu und versuchten mit der stumpfen Lanze den Schild oder den Helm des Gegners zu treffen. Fiel einer der Ritter durch den Lanzenstoß des Gegners unverletzt vom Pferd, wurde der Kampf am Boden mit den Schwertern fortgesetzt.

Es gab aber auch ungefährlichere Wettkämpfe, bei denen die Ritter ihre Geschicklichkeit mit der Lanze unter Beweis stellen konnten. Beim sogenannten mittelalterlichen Ringstechen waren auf einem Pfahl mehrere, kleine Ringe befestigt und die Ritter mussten versuchen, diese im vollen Galopp mit der Lanze aufzunehmen.


Das große Turnier in Wien, Unbekannter Maler um 1570



Gesellen-Stechen der bürgerlichen Patrizier-Söhne Nürnbergs,
vom 3. März 1561

Das Turnei

Bei einem Turnier (von mittelhochdeutsch turnier „Kampfspiel“ und turnieren das Pferd „tummeln, wenden, drehend bewegen“) traten im Mittelalter mehrere Einzelpersonen oder Gruppen in einem Wettkampf gegeneinander an. Als Turnier bezeichnet man unter anderem ein ritterliches Kampfspiel. Die niedergeschriebenen Regeln nannte man Cartell. Es gab Einzelkämpfe in verschiedenen Sparten, wie Schwertkampf und Lanzenstechen (Tjost), aber auch Massengefechte (Buhurt) mit stumpfen Waffen. Das mittelalterliche Turnier entwickelte sich aus den Kampfübungen der Krieger und verkam in späterer Zeit zu einer reinen Schau für das Volk.

Unter Bezug auf die militärische Wirklichkeit bildeten sich verschiedene Turnierarten heraus, die den militärischen Operationen auf dem Schlachtfeld entsprachen. Zunächst einmal gab es den sogenannten Buhurt, ein Massenturnier, bei dem in hohem Tempo zwei Haufen gegeneinandersprengten und einander aus dem Sattel stoßen mussten. War dies ursprünglich die am weitesten verbreitete Turnierform, sorgte die aus ökonomischen Gründen erfolgende zunehmende Verlagerung der Festlichkeiten in die Städte des Spätmittelalters dafür, dass in der Folge der sogenannte Tjost, ein Zweikampf gut trainierter Panzerreiter, die in hartem Galopp aufeinanderprallten, einander mit stumpfer Lanze aus dem Sattel stechen und häufig noch ein Schwertduell liefern mussten, in den Vordergrund trat. Der Tjost ließ sich nämlich besser auf den Plätzen der spätmittelalterlichen Städte durchführen als der raumgreifende Buhurt.

Austragungsort oder besser Spielfeld dieser adligen Repräsentation war ursprünglich der Innenhof der Kernburg oder der Zwinger. Der Adel verlegte die ritterlichen Kampfspiele jedoch zunehmend in die unmittelbare Umgebung der Städte bzw. sogar in die Städte selbst, auf deren Marktplätzen der steinige Boden zum Schutz von Ross und Reiter bei Stürzen mit dicken Strohschütten belegt wurde. Insofern hielt die mittelalterliche Stadt als Bühne adligen Vergnügungs- und Standesspieles und die Bürger der Stadt als Publikum für den adligen Wettstreit her.

International setzten sich die nord-italienischen Turnierregeln durch, die vor allem die Punktewertungen vereinheitlichten, die regelten, an welchen Stellen man den Gegner treffen sollte, um den Kampf für sich zu entscheiden, falls niemand aus dem Sattel gehoben wurde. Die Turnierregeln sind ein frühes Beispiel für moderne Quantifizierung im Sport. Doch auch am Beispiel des Turniers wird die Ambivalenz adligen Verhaltens, die Parallelität von zunehmender Abgrenzungssystematik und fortschreitender Hinwendung zur Stadt und ihren Bürgern deutlich. Turniere werden vom landsässigen Adel aus Kostengründen und zu Zwecken der eigenen Repräsentation zunehmend in die mittelalterlichen Städte verlagert. Am Ende dieser Entwicklung im 16. Jahrhundert stand, dass – mit deutlicher Konzentration auf den oberdeutschen und österreichischen Raum – alleiniger Schauplatz von Turnieren die Residenzstädte, u. a. Innsbruck, Wien, München, Heidelberg und Dresden, waren.


Nach einer mittelalterlichen Handschrift


Aus dem Turnierbuch des René von Anjou

Der Buhurt

Der Buhurt (teilweise auch Buhurd, mhd.; altfrz. bouhourt oder buhurt, zu hurter „stoßen“; vgl. engl. to hurt, vielleicht auch von fränk. bihurdan, einzäunen) oder gyrus war eine auf Geschicklichkeit angelegte mittelalterliche Turnierform. Die genaue Definition dieses ritterlichen Kampfspiels ist in der Fachwelt umstritten. In den zeitgenössischen Schriftquellen werden sogar reale militärische Konfrontationen zwischen Reiterverbänden als Buhurte bezeichnet. Andere Quellen unterscheiden deutlich zwischen dem eher spielerischen Buhurt und dem (der) gefährlicheren Turnei.

Buhurte waren wahrscheinlich hauptsächlich im deutschen Kulturkreis verbreitet, jedenfalls stammen die meisten Belege dieser Kampfspiele aus dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Ursprünglich konnte der Buhurt durchaus mit scharfen Waffen ausgetragen worden sein. Obwohl zudem durchaus unterschiedliche Reiterspiele in den zeitgenössischen Schriftquellen als Buhurte benannt werden, wird doch oft deutlich zwischen Buhurt und Turnei unterschieden. Ez waere worden ein turnei, heten sie ihr harnasch gehabt. Allerdings lässt sich der Buhurt nicht immer eindeutig vom Turnei abgrenzen. Eine exakte Definition dieses mittelalterlichen Begriffes ist deshalb unmöglich.

Auch eigentlich spielerische Scheingefechte zwischen zwei größeren Gruppen ritterbürtiger Krieger konnten rasch in ernste Konflikte übergehen. Zahlreiche Ritter und Edelknechte verloren hier ihr Leben. Bereits kurz nach dem Beginn des Turnierwesens im Hochmittelalter (spätes 12. Jahrhundert) wurden deshalb die ersten Turnierverbote erlassen.[1] Die Kirche drohte den Teilnehmern sogar mit der Exkommunikation und der Verweigerung eines christlichen Begräbnisses. Allerdings beteiligten sich durchaus auch geistliche Würdenträger an Turnieren, wie etwa der Abt des Klosters Lesterps bei Limoges (um 1200).

Der simulierte Massenkampf scheint damals bereits so verbreitet gewesen zu sein, dass man den Buhurt zum friedlichen Reiterspiel weiterentwickelte, bei dem es mehr auf die Beherrschung reiterlicher Künste als auf kriegerische Tugenden ankam. So konnte man die Turnierverbote umgehen und die auch beim einfachen Volk sehr beliebten Kampfspiele weiterhin durchführen. Möglicherweise wurden hier ältere Traditionen, etwa aus der germanischen Vorzeit, wieder aufgenommen.

Im deutschen Kulturkreis war der Buhurt wohl sogar die ältere Turnierform, das französische Turnei wurde offenbar erst etwas später übernommen. Hier besteht wohl ein Zusammenhang mit frühmittelalterlichen, karolingischen Kavallerieübungen. In den Schriftquellen lassen sich Buhurte bereits um 1150 nachweisen. Das Turnei wurde dementsprechend oft als gallischer Kampf oder französische Weise bezeichnet.

Die frühen "Ritterturniere" Mitteleuropas waren tatsächlich meist Buhurte, die häufig in Verbindung mit hochadeligen Hochzeiten und Schwertleiten stattfanden. Hierzu wurde ein weiträumiges "Spielfeld" abgesteckt. Turniere mit scharfen Waffen wurden meist erst im Anschluss an die eigentliche Feier abgehalten.

Im Gegensatz zum Turnei wurden Buhurte meist ungepanzert und mit stumpfen Waffen oder hölzernen Stäben geritten. Allenfalls nutzte man den Schild, um seinen Gegner abzudrängen oder vom Pferd zu stoßen. Trotz des eher friedlichen Charakters des Spieles kam es auch hier zu einigen tödlichen Unfällen, die aber wesentlich seltener waren als beim Turnei oder Tjost. Im Mittelpunkt stand die Beherrschung des Pferdes, der Nachweis der guten Dressur und der eigenen reiterlichen Fähigkeiten. Neben der Funktion als ritterliche Übung trat immer mehr der Schaucharakter der verschiedenen Turnierformen in den Vordergrund.

Die zeitgenössischen Quellen deuten allerdings darauf hin, dass es auch während vieler Buhurte zu ernsthaften Auseinandersetzungen gekommen sein muss. Knochenbrüche und besonders Knieverletzungen werden häufig erwähnt. Jedoch sind sogar friedliche Buhurte während realer Kampfhandlungen dokumentiert. So trafen sich offenbar während längerer Kampfpausen oder Waffenstillstände die Edelleute beider Seiten zu Buhurten, um die erzwungene Untätigkeit zu überbrücken.

Ein grundsätzlicher Unterschied zwischen dem Turnei und dem Buhurt war die formelle Einladungsfrist. Buhurte konnten spontan ausgerichtet werden, man musste hierzu eigentlich nur ein Spielfeld abstecken. Insgesamt war das Turnei wesentlich stärker reglementiert als der Buhurt. Sicherlich gab es jedoch zahlreiche Zwischenformen, die jeweils neu ausgehandelt wurden.

Tjost: Zweikampfspiel mit der Lanze zu Pferd. Darstellung im Codex Manesse

Der Tjost

ist ein ritterliches Zweikampfspiel mit der Lanze zu Pferd. Dabei reiten zwei Ritter in voller Rüstung und mit stumpfen oder anderweitig präparierten Lanzen (Rennspieß genannt) jeweils rechts und links einer Beschrankung (Tilt) aufeinander zu, um durch einen gezielten Lanzenstoß den Gegner vom Pferd zu stoßen oder zumindest einen Treffer an Schild oder Helm des Gegners zu landen.

Das Tjosten begann im Hochmittelalter als ritterliches Kampftraining. Populär als Schau für Volk und Adel im Rahmen der mittelalterlichen Ritterturniere wurde es seit dem 12. Jahrhundert. Das Wort Tjost ist eine Entlehnung aus dem Altfranzösischen joster und erscheint in den Ritterromanen des Hochmittelalters, erstmals im späten 12. Jahrhundert (In den Erzählungen von 'Erec und Enide').

Der Tjost galt als die Königsdisziplin des Turnieres. Der Sieger eines Tjost erhielt vom Verlierer dessen Ausrüstung, also Waffen, Rüstung und Pferd. Aus diesem Grund konnten die Teilnehmer der Tjoste hohe Verluste und ebenso hohe Gewinne erzielen. Als Folge davon gab es Ritter, die von Turnier zu Turnier reisten, sich durch die erfolgreiche Teilnahme an Tjosten ihren Lebensunterhalt verdienten und so zu einem gewissen Reichtum kamen.

Wurde in der Anfangszeit des Tjostens noch mit wenigen Regeln und teils bis zum Tod gekämpft („à l'Outrance“), so wurden die Tjoste zunehmend eingeschränkt und unblutiger. Aufgrund der Verletzungsgefahr trotz stumpfer Waffen und spezieller Turnierrüstung wurde das Tjosten von verschiedenen Fürsten und auch vom Papst zeitweise verboten. Stattdessen wurden andere Formen des Lanzenstechens entwickelt, so waren Wettkämpfe im Ringreiten bis ins Rokoko gebräuchlich. Obwohl bei manchen Turnieren die Lanzen mit Sollbruchstellen versehen wurden, das Absitzen mit dem Weiterkampf zu Fuß eingestellt und nur noch der Sieg nach Punkten angestrebt wurde, gab es dennoch weiterhin häufig Verletzungen und auch einige Todesfälle. So starb Heinrich II. von Frankreich durch einen Lanzensplitter während eines Tjostes.

 

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Quellen: Encyclopædia Britannica; wikipedia